Jürgen Ehlers

Die Nacht von Barmbeck (historischer Krimi) Hamburg
(Juni 08 - KBV Verlag - 356 S. - ISBN 978-3940077264 / 9,50 €)

Hamburg 1920. Einbrüche und Raubüberfälle sind an der Tagesordnung. Die Polizei sieht sich einer gut organisierten Bande von Kriminellen gegenüber, die auch vor dem Einsatz brutaler Gewalt nicht zurückschreckt. Doch Gewalt gibt es auch anderswo. Das junge Nachkriegsdeutschland steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Kapp-Putsch, Hungerunruhen, Ausnahmezustand in Hamburg. Und die Polizei hat ihre eigenen Probleme. Bei einer Inflationsrate von mehr als 100 Prozent reichen die Gehälter der Beamten kaum aus, um ihre Familien zu ernähren. Kriminalassistent Wilhelm Berger mutmaßt, dass die Verbrecher Unterstützung aus den Reihen der Polizei erhalten. "Wir wissen, wer hinter den Straftaten dieser Bande steckt", räumt Bergers Vorgesetzter unumwunden ein. "Aber wir können ihm nichts nachweisen." Der Mann heißt Julius Adolf Petersen, genannt der "Lord von Barmbeck". Sich selbst sieht er eher als Ausbrecher denn als Einbrecher, als jemand, der lediglich erlittenes Unrecht ausgleicht. Doch die Tatsachen sprechen dagegen. Der Roman des preisgekrönten Autors Jürgen Ehlers beschreibt die Jagd auf den legendären "Lord von Barmbeck" - bis zum bitteren Ende.

  Anmerkung:
Dieses Buch könnte man auch umreißen: Die Unerbittlichkeit der Jahrzehnte gegen Mann und Frau und dazwischen ein Aufrechter. Der Autor lässt den Leser teilhaben an einigen Personen, deren Lebensweg und Werdegang der Leser von ca. 1920 bis zur Machtergreifung von Hitler verfolgt. Es ist spannend geschrieben, aber auch düster und leidvoll. Der Leser wird hin- und hergerissen, ob er mit den Verbrechern Mitleid haben soll oder doch auf dem Pfad des Gesetzes bleibt und treu den damaligen Verhältnissen langsam und mühsam ermittelt. Immer wieder entgleitet der Gerechtigkeit das Verbrechen, und die Gauner, besonders der Lord von Barmbeck, legen wieder neue kriminelle Energie frei.
Fazit: Am Ende zahlt sich Verbrechen nicht aus. Buchtipp!

zur Geschichte:
Hamburg 1919: Die Streifenbeamten verfolgen zwei Einbrecher. Die greifen zur Schusswaffe und töten Wachmeister Brandt. In der Nähe des Tatorts wird ein Beamter der Kripo aufgegriffen, Berger, betrunken. Kein guter Einstand. Für den Einbruch und die Tötung des Beamten kommt die Bande von Adolf Petersen in Frage. Doch die Alibis sind wasserdicht. Die Kriminalwachtmeister Jastrof und Krohn mit Berger sind bald am Ende ihrer Ermittlungen. - 1920: Der Vater von Wilhelm Berger ist im Im- und Export tätig und die fallende Währung bereitet ihm Sorgen. Immer wieder finden in Hamburg Streiks statt, in Berlin Regierungssturz und das Rathaus in Hamburg wird besetzt. Berger wird ins Rheinland versetzt. Während der nächsten Monate schaffen es die beamten Jastrof und Krohn Arnold Petersen und seiner Bande 11 Einbrüche nachzuweisen, aber nicht den Mord. Doch wieder gibt es wasserdichte Alibis und alle kommen frei. Doch jetzt dreht die Bande erst richtig auf. Einbruch in Seewarte, Diebstahl von Wettgeldern, selbst das Postamt bleibt nicht verschont. Die Beamten folgen jeder Spur, gehen jedem Tipp nach, doch der Lord von Barmbeck hat viele Freunde...

(17.03.09) ****

   
   
Neben dem Gleis (historischer Krimi - 60er Jahre Hamburg und Umland)
(Sept. 06 - KBV Verlag - 368 S - ISBN 3937001905 / 9,50 €)

Hamburg, Juni 1959. Der spektakulärste Bankraub in der Freien Hansestadt. Ein Maskierter überfällt die Hamburger Zentrale der Deutschen Bank, weniger als 200 Meter von der nächsten Polizeiwache entfernt. Alarmsirenen schrillen, die Türen schließen sich automatisch, doch der Räuber springt durch ein offenes Fenster, schießt sich auf der Straße den Weg frei und entkommt mit 20.000 DM nach einer waghalsigen Flucht durch den U-Bahn-Tunnel - Kommissar Horst Berger merkt rasch, dass dieser Überfall zu einer Serie gehört, deren Beginn schon Jahre zurückliegt. Aber wer ist der Täter? Der Hamburger Bankräuber narrt seine Verfolger ein ums andere Mal. - Banküberfälle sind keine Beziehungstaten. Erwischt man den Täter nicht auf frischer Tat, so kann man nur versuchen ihm eine Falle zu stellen. Eine schwere Aufgabe für den jungen Kommissar. Im Raubdezernat hängt ein großes Foto des "Lords von Barmbeck", Julius Adolf Petersen, von ihm selbst signiert. Und darunter steht in anderer Handschrift: Wir kriegen sie alle! Fragt sich nur wann, denkt Berger...

  Anmerkung:
Der Autor hat einen dicken Wälzer geschrieben, doch leider hat er von seiner Schreibart aus dem ersten Buch "Mitgegangen" sehr viel verloren. Dieser Krimi ist die Aneinanderreihung von Banküberfällen, die immer undurchsichtiger werden und in einem Chaos enden. Der Autor verliert sich in Hinweisen, die nur kurz angerissen werden und dann wieder verschwinden. (Heckenrose: Gefasst? Vernommen?) Ein aufgespürtes Gaunertrio wird für die Überfälle zur Verantwortung gezogen oder auch nicht. Die Spur verliert sich irgendwo im Buch und am Ende hat keiner mehr den Durchblick, wer welche Taten begangen hat. Schade, wenigstens zum Ende hin hätte man mit Aufklärung gerechnet.
Fazit: Hinter dem Chaos sicher eine gute Story.

zur Geschichte:
1959 hat Kommissar Horst Berger seinen Einstand beim Raubdezernat in Hamburg. In einer Feierstunde begrüßt ihn Kriminalrat Pfeifer und sein zukünftiger Chef Roeder. Doch am selben Tag hat er auch schon seinen ersten Einsatz. Ein Bankraub schreckt die Beamten in der Feierstunde auf und trotz sofortiger Maßnahmen und Fluchtwegabsperrung bleibt der Täter verschwunden. Kein guter Einstand für Kommissar Berger. Er hat es schwer, denn für die neue Position waren auch andere im Gespräch und jetzt muss er sich beweisen. Mit dem Kollegen Pagels kommt er gut aus, Roeder schwärzt ihn gerne an und dem Rest der Mannschaft ist er gleichgültig. Also durch Taten beweisen, dass er der richtige Mann ist. Noch immer wird er durch seinen Vater, der eine Art Polizeiheld ist, verdrängt. Im Laufe der kommenden Monate gibt es immer wieder Banküberfälle und die Zeitung hat bereits den Namen "Spitznase" in Umlauf gebracht, doch die Polizei kommt immer ein paar Minuten zu spät. Die Spuren, die der Täter hinterlässt sind mager. Handelt es sich um einen Einzeltäter oder ist hier eine Bande am Werk? Mittlerweile dehnen sich die Überfälle auf Niedersachsen und Schleswig-Holstein aus. Bis zur ersten heißen Spur kommt noch der Heidemörder dazwischen. Berger rudert und sein Team rudern...

(03.04.04) ***

   
   
Mitgegangen (Düsseldorf-Krimi)
(erscheint März 05 - KBV Verlag - 390 S - ISBN 3937001417 / 9,50 €)

Düsseldorf, Februar 1929: Am Zaun einer Großbaustelle wird die Leiche eines kleinen Mädchens gefunden. Gewürgt, missbraucht, erstochen, mit Petroleum übergossen und angezündet. "Wer tut so etwas?" fragt einer der Polizisten erschüttert. Die zynische Antwort lautet: "Meistens der Vater Oder der Onkel." - Doch dieser Fall ist anders. - Kommissar Wilhelm Berger sieht sich rasch mit einer ganzen Reihe brutaler Überfällt auf Männer, Frauen und Kinder konfrontiert. Ist hier ein Wahnsinniger am Werk? Ein Verdächtiger wird schließlich gefasst und gesteht alles. Doch die grausamen Morde gehen weiter...

  Anmerkung:
Der erste Eindruck des Buches ist: "ein faszinierendes Polizeitagebuch". Der Leser verfolgt von der ersten Stunde bis in die letzte Minute die Arbeit der Polizei bei der Aufklärung einer grauenvollen Mordserie. Der Autor hat Namen und Orte verändert, denn unter dem Namen "Der Vampir von Düsseldorf" hat es diese Mordserie wirklich gegeben. Die ausgewählten Protagonisten dieser Story kommen auch in ihrem Privatleben zu Worte. Hier wird so manche Intrige geschmiedet, die am Ende in ein weiteres Fiasko führt. Auf fast 400 Seiten gelingt es dem Autor den Leser ständig in seinen Bann zu ziehen und durch seinen flotten, leichten Schreibstil voll für die Geschichte einzunehmen. Am Ende kommt eine bittere Erkenntnis: Der Mörder, ein Mensch wie Du und ich.
Fazit: spannende Spurensuche... Empfehlenswert!

zur Geschichte:
Alles beginnt im Febr. 1929 - noch weiß Kommissar Wilhelm Berger nicht, dass er einer seiner schwersten Fällt gegenübersteht. Mit seinen Kollegen Fuhrmann und Kosinski fährt er zum Tatort. In der Nähe einer Baustelle wurde eine teilweise verkohlte Kinderleiche gefunden. Es ist Rosa Olbricht, die Tochter des Bäckermeisters, 9 Jahre alt. Sie wurde gewürgt bis die Bewusstlosigkeit einsetzte, mit 13 Messerstichen getötet und anschließend vergewaltigt. Steht dieser Mord im Zusammenhang mit der Familie und deren Freunden? - In Gerresheim wird eine Frau überfallen und mit mehreren Messerstichen verletzt. Ist das der Täter der kleinen Rosa? - Die Heil- und Pflegeanstalt Grafenberg, Leiter Friese meldet den Ausbruch des Vergewaltigers Emil Schwitzer. Kriminalrat Mombach ist sofort überzeugt. Das ist unser Täter. Fahndung. - In Gerresheim wird die Leiche von Rudolf Spee gefunden. Er starb durch Messerstiche. - Polizeipräsident Langels bekommt kalte Füße und schaltet Berlin ein. Von dort rücken die Spezialisten an. Alle Spuren verlaufen im Sande. Doch dann der Durchbruch. Der behinderte Johann Stausberg gesteht die Taten und wird verurteilt. - Monatelang kehrt Ruhe ein. - Aug. 1929: Frau Roloff gibt eine Vermisstenanzeige auf. Ihr Hausmädchen Maria Harms ist verschwunden. - In der Flehe werden 2 Kinder ermordet: 5 und 6 Jahre. - Auf der Kirmes in Lierenfeld werden 3 Personen durch einen Messerstecher verletzt... Kommissar Berger weiß: Die Jagd nach dem wirklichen Täter beginnt ganz von vorne... er und sein Team kommen in den nächsten Monaten nicht mehr zur Ruhe... die Bevölkerung hat Angst, wollen Tagen sehen... die Presse schürrt das Feuer...

(14.04.05) *****

   
   

 

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