Bernd Flessner

geboren 1957 in Göttingen, aufgewachsen in Greetsiel, studierte Theater- und Medienwissenschaft,
Germanistik und Geschichte in Erlangen, Promotion 1991 bei Theo Elm über Arno Schmidt und
Stanislaw Lem. Er ist Zukunftsforscher im Netzwerk Zukunft e.V. (Netzknoten Erlangen) und
lehrt seit 1991 an der Universität Erlangen-Nürnberg (Institut für Germanistik). Publizist
und Schriftsteller, Mitglied im Syndikat und der Inklings, Journalist und Essayist, Autor und
Regieassistent. Zahlreiche Veröffentlichungen und Ausstellungsprojekte.

Greetsieler Glockenspiel (Ostfrieslandkrimi)
(erscheint April 05 - Leda Verlag - 207 S - ISBN 3934927483 / 9,90 €)

Die Greetsieler Woche. Kultureller Höhepunkt der Sommersaison eines bekannten ostfriesischen Fischerdorfes. Einen Tag vor der Eröffnung treffen sich die beteiligen Künster zur gemeinsamen Besichtigung einer der beiden Greetsieler Windmühlen. Auch Mona, Lebensgefährtin von Kommisar Greven ist mit von der Partie. Doch was als fröhliche Einstimmung und Auftakt zur Ausstellung gedacht war, endet abrupt mit einem tragischen Unfall. Jann ter Fehn, Entfant terrible der ostfriesischen Kunstszene, stürzt von der Galerie. Als während der Eröffnungsfeier eines der rätselhaften Bilder des Opfers gestohlen wird, hegt Greven Zweifel am Unfalltod des Künstlers. Zwar pfeift ihn der Staatsanwalt umgehend zurück, aber Greven ermittelt heimlich weiter. Der Schlüssel scheint in dem Motiv des gestohlenen Bildes zu liegen, doch von dem ist nur ein leerer Rahmen übrig geblieben. Was war auf diesem Bild zu sehen? Welche Rolle spielen der Greetsieler Müller und Petra von Hildegard, Grevens als Kunstlehrerin? Was hatte Tourismus-Manager Jabbe de Vries kurz vor dem Todessturz in der Mühle zu suchen?

  Anmerkung:
Fast ein Jahr länger hat es gedauert, bevor die Leser das neue Werk von Bernd Flessner in den Händen halten konnten. Sehr frühzeitig kam die Verlagsmitteilung, so dass auch das erste Cover geändert wurde. Das Warten hat sich nur bedingt gelohnt. Statt eines spannenden Krimis aus Ostfriesland erwartet den Leser eine langatmige Geschichte um den Tod eines Malers vor 60 Jahren. Der Autor verliert sich immer wieder ins Wetter (hat vielleicht die Bücher vom Autor Theodor J. Reisdorf gelesen), serviert grünen Tee und fachsimpelt mit seiner Lebensgefährtin um einen Mord, der doch kein Mord ist und gar nicht offiziell verfolgt wird. Somit begeben sich alle Leser in den Untergrund. Aber keine Angst, denn alle Kollegen der Auricher Kripo befinden sich bei Ihnen und ermitteln heimlich den Tod eines Malers, der mit seinem Bild "Greetsieler Glockenspiel" auf dem Tod eines anderen Malers hinweist. Das klingt so unvorstellbar, dass man meint noch an Märchen zu glauben und sich in einem wunderschönen Traum befindet, doch leider sehr weit fort von der Realität. Wer den sanften, träumerischen Krimi sucht, wird sich in diesem Buch zu Hause fühlen.
Fazit: kaum Spannung, wenig Aktivitäten der Protagonisten, aber viel Lesestoff.

Gravierender Fehler: Seite 133 - 3. Absatz: "Das überlassen Sie bitte mir", sagte Greven langsam, aber bestimmt, während sich ter Fehn, nun doch leicht nervös, zum Schreibtisch zurückzog. - Ter Fehn ist der Tote in diesem Buch, und seit Seite 12 tot. Der Name müsste wohl De Fries lauten.

zur Geschichte:
In Greetsiel beginnt die "Greetsieler Woche" für die Künstler mit einer Mühlenbesichtigung. Um den Gästen einen Eindruck zu vermitteln, wie früher eine Mühle betrieben wurde, stellt Claas Beninga die Mühle an und bittet alle darum, nicht auf die Galerie zu gehen. Kurz darauf erfolgt ein Schrei und der Maler Jann ter Fehn wird von den Flügeln erwischt und getötet. Polizist Sanders schreibt einen Unfallbericht und alle Anwesenden dürfen gehen. Mona Jenns, die Lebensgefährtin von Hauptkommissar Greven steht noch unter Schock, als sie ihm davon berichtet. - Am nächsten Tag findet in der Aula die Eröffnung der Woche der Künstler trotzdem statt. Für den verunglückten Maler gibt es eine Schweigeminute. Unter den Gästen befindet sich auch Petra von Hildegard, die alte Kunstlehrerin, Werbetexterin Thea Woltke, Tourismusmanager Jabbe de Vries, sowie der Landrat und diverse Journalisten. Erneut gibt es Aufregung. Aus dem Raum von Jann ter Fehn wurde das Bild "Greetsieler Glockenspiel" gestohlen. - Hauptkommissar Gerd Grevens vermutet Mord und keinen Unfall und kommt somit seinem Lieblingsfeind Axel Sanders zu nahe. Der Maler hatte die Eigenart hinter seinem Bild noch ein anderes Bild in einem Spiegel entstehen zu lassen. Doch was war in diesem Spiegel? Greven begibt sich in die Mühle und sucht alle Beteiligten nochmals auf. Wo hat jeder einzelne gestanden, als Jann der Fehn zur Galerie ging ist eine der wichtigsten Fragen. Mit dem Journalisten Bönhase gelingt es ihm das Bild in Originalgröße nochmals entstehen zu lassen und endlich etwas zu entdecken. Im Spiegel sind 2 Männer, einer liegt am Boden mit eingeschlagenem Schädel. Dahinter 2 Fenster. Greven nimmt Bönhase das Versprechen ab, alles vertraulich zu behandeln, doch die Schlagzeilen am nächsten Morgen bringen den Staatsanwalt Dr. Wendt mächtig auf die Palme und Greven bekommt einen dicken Rüffel. - Der Herbst zieht ins Land und Greven beschäftigt sich mit zwei anderen Mordfällen, als Mona aus Emden mit dem Satz zurückkommt: "Jann wurde doch ermordet". Greven erinnert sich noch gut an die Gardinenpredigt von Dr. Wendt und doch ist er gleichzeitig neugierig. Im Spiegel des Bildes waren nic
ht 2 Fenster zu sehen, sondern 2 Bilder... und diese 2 Bilder fallen einem Säureattentat zum Opfer...

(01.05.05) ***

   
   
Die Gordum-Verschwörung
(erschienen Juni 2002 - Leda Verlag - 188 S - ISBN 3.934927-23-8 / 10,00 €)

In Greetsiel, einem ostfriesischen Fischerdorf, wird Harm Claasen ermordet. Ein in die Jahre gekommener Hippie und eigenwilliger Außenseiter. Und ein alter Schulfreund von Hauptkommissar Greven, der bald ahnt, welchem großen Geheimnis das Mordopfer auf der Spur war. Doch wer wusste noch von Gordum, von der Stadt im Watt? Wer tilgt rücksichtslos alle ihre Spuren und hinterlässt selbst keine? Die Jagd auf ein Phantom beginnt, das selbst einem Phantom nachjagt.

  Anmerkung:
Der Autor hat sich sehr bemüht einen umfangreichen, historischen Hintergrund zu diesem Buch zu schaffen. Der Leser wird eingeweiht in die Geschichte Ostfrieslands, die aus Erzählungen und Legenden besteht.

Hauptkommissar Gerd Greven wird wegen eines Mordes nach Greetsiel gerufen. Seiner Heimat aus Kindertagen. Der Tote ist Harm Clasen, wohnte auf seinem Kutter und war ein Schulkamerad von Greven. Bei der Durchsuchung des Schiffes entdeckt der Hauptkommissar eine alte Münze und ein Blatt mit Koordinaten. Nur kurze Zeit später brennt der Kutter. Erneut entdeckt Weert Janssen, der Hafenmeister das Verbrechen. Um Licht ins Dunkel zu bringen befragt Greven den alten Fischer Ysker nach der Karte und fährt zum Münzhändler Jacobs wegen der Münze. Ysker glaubt, dass es sich um eine Schmugglerkarte handelt, der Münzhändler meint, die Münze sei in Gordum geprägt worden, der versunkenen Stadt. Ins Verhör genommen werden auch Rick van´t Kerk und Gesine Oltmann. Alle Spuren laufen ins Leere.

Greven besucht das Institut für ostfriesische Geschichte und unterhält sich mit dem Historiker Dr. Karl von Laue. Der hält Gordum für einen Mythos. Er besucht auch den Autor Gernot Djuren, der ein Buch geschrieben hat über Gordum. Thea Woltke, Vorsitzende des Vereins Lü van Gordum, hegt den Verdacht, das der Ratsbeschluss Emdens aus dem Jahre 1362 - alle Spuren zu Gordum zu beseitigen - etwas damit zu tun hat. Ein weiteres Buch interessiert Greven - Himel von Torum. Aber in der Bibliothek von Emden ist es verschwunden. Greven hat das Gefühl ein Phantom zu jagen. Dann gibt es einen weiteren Toten...

Aufgrund der vielen Erzählungen aus dem sagenumwobenen Ostfriesland, wirkt das Buch, trotz aller Ereignisse, langatmig. Der Leser bekommt viele Informationen, historische Zahlen und Daten genannt, die sicher zur Geschichte dazu gehören, aber vom Autor nüchtern aufbereitet wurden.

(30.07.03) ***

   
   

Anthologien:

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© Friedrich Sulzer