Norbert Klugmann
geboren
1951 in Uelzen, lebt als Schriftsteller und Drehbuchautor in
Hamburg. Er veröffentlichte bisher 50 Romane,
davon weniger als die Hälfte Krimis. Acht dieser Krimis schrieb
er zusammen mit seinem
Kollegen Peter Matthews.
Die Nacht des Narren (historischer
Krimi) - vor den Toren von Lübeck (Juli 08 - Gmeiner Verlag - 324 S. - ISBN 978 3899777697 / 12,90 ) Lübeck, Anfang des 17. Jahrhunderts. An einem frühen Maimorgen wird die Hebamme Trine Deichmann unsanft aus dem Schlaf gerissen. Vermummte bringen sie in einer Kutsche eilig Richtung Osten zu einem Schloss im Mecklenburgischen. Ein Zimmermädchen liegt dort in den Wehen und braucht ihre Hilfe. Was Trine nicht ahnt: Der Grund für die große Eile ist das in Kürze beginnende "Narrenreich", die 24-stündige Alleinherrschaft des Hofnarren Theophrastus von Bommelheim. Niemand darf in dieser Zeit die Residenz betreten oder verlassen. Auch Trine schafft es nicht mehr, rechtzeitig aus dem Schloss zu entkommen, denn Theophrastus hat seine Regentschaft eigenmächtig vorverlegt. Als am Abend nach einem Fest die Leiche eines Knechts gefunden wird, halten dies der Fürst und seine Gäste noch für einen großen Spaß. Doch dann lässt der Narrenkönig mehrere Galgen errichten. Und nur Trine Deichmann scheint angesichts des drohenden Blutbads einen klaren Kopf zu behalten ... |
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Anmerkung: "Ideen für Plots muss man haben!" Und die hat Autor Norbert Klugmann mit dieser Geschichte bewiesen. Sie ist außergewöhnlich und der Leser zittert mit der feinen Gesellschaft, wen der Narr als nächstens aufs Korn nimmt oder verschwinden lässt. Seine Hauptprotagonisten hat alle Hände voll zu tun und kann nicht überall gleichzeitig die entstehenden Brände des Narren löschen. Atemlos verfolgt der Leser sie Szenerie, die sich ständig wandelt. An Schlaf ist in diesen 24 Stunden auch für den Leser nicht zu denken. Fazit: brillianter historischer Krimi. Glückwunsch Herr Klugmann. Sehr empfehlenswert!! zur Geschichte: (22.02.09) ***** |
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Die Tochter des Salzhändler (historischer
Roman) Lübeck (Juli 07- Gmeiner Verlag - 327 S - ISBN 978-3899777062 / 12,90 ) Lübeck, Silvester 1599. Die Frau des angesehenen Salzkaufmanns Heinrich Schelling bringt mit Unterstützung der Hebamme Trine Deichmann ein Kind zur Welt. Das Neugeborene weist eine seltsame Missbildung auf: Seine zusammengewachsenen Beine sehen aus wie der Schwanz einer Nixe. Bei der schweren Geburt stirbt die Mutter; ihre Leiche verschwindet spurlos. Kurz darauf ist auch ihr Mann unauffindbar. In der Stadt entbrennen heftige Diskussionen über die Hebammen, deren teils magisch wirkende Praktiken sie zum neuen alten Feindbild werden lassen. Besorgt um den Ruf ihres Standes, macht sich Trine Deichmann zusammen mit Lili, der ältesten Tochter des Salzhändlers, auf die Suche nach den Verschwundenen und macht dabei eine unglaubliche Entdeckung. |
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Anmerkung: Autor Norbert Klugmann reist mit seinen Lesern ins Lübeck des 16. Jahrhunderts. Die Leser verfolgen gebannt die Geschicke um die Salzhändlerfamilie Schelling und den Stand der Hebammen. Beide Teile des Plots sind spannend aufgebaut. Zwischen Hass und Wahn, zwischen Gefühlen und Tränen kämpfen drei Protagonisten um das Wohl eines Standes und um ein Salzhaus. Der Autor hat viel Melancholie eingebracht und spricht den Protagonisten aus der Seele. Der Leser kann sich vorstellen, was Anfang des 16. Jahrhunderts geschah, kann die Intrigen und Lügen nachvollziehen und ist an einigen Stellen auch sehr schockiert. Fazit: Ein Roman mit viel Melancholie, Dramatik und richtig hanseatisch. Empfehlenswert! zur
Geschichte: (28.06.07) **** |
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Kabinett-Stück (Lübeck/Rheinhessen) (erschienen Juli 06 - Gmeiner Verlag - 324 S - ISBN3899776801 / 9,90 ) In den kleinen Weinorten Rheinhessens ist ein neues Gesicht unterwegs: Ein smarter Geschäftsmann will den finanziell geschädigten Weingütern mit Finanzspritzen wieder auf die Beine helfen - natürlich gegen eine entsprechende Beteiligung. In seiner Begleitung befindet sich der Marchese, der ihm als weltgewandter und charmanter Weinkenner die Türen öffnen und die Wege ebnen soll. Auf einem kleinen Winzerhof stoßen die beiden jedoch auf erbitterten Widerstand und ganz unerwartet entwickelt sich die Angelegenheit für den Marchese zu seinem persönlichen Fall... |
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Anmerkung: Zwischen Lübeck und Rheinhessen - zwischen Holsteintor und Weinbergen - entwickelt sich ein interessanter Krimi mit bereits bekannten Protagonisten. Der Autor behält seinen eigenwilligen Schreibstil bei, der oftmals mehr Geheimnisse verbirgt als preisgibt, doch gerade das macht den Reiz aus den Stories zu folgen. Auch wenn der Leser am Ende nicht alle Rätsel löst und einiges an Gedankenarbeit für den Leser zurücklässt, ist der Plot als sehr gelungen zu bezeichnen. Fazit: Der Marchese, ein ruhender Pol im mordenden Umfeld zur Geschichte: (09.09.06) **** |
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Borscht (Berlin-Krimi) (erscheint Mai 05 - KBV Verlag - 180 S - ISBN 3937001565 / 8,90 ) Berlin - Schicksalsstadt von Horst Borscht (47), Privatdetektiv, Trenchcoat-Träger, Wahrheitssucher, wohnhaft in einem Abbruchhaus, vierter Stock ohne Treppenhaus. Borscht redet selten und wenn doch... aber lassen wir das. Seine Heimat ist Neukölln. Sein jüngster Auftrag stammt von einer nervösen Frau: Finden sie heraus, ob mein Vater Bigamist ist. - Der Vater ist eine große Nummer bei einer renommierten Berliner Tageszeitung, die vor kurzem den Besitzer wechselte. Und plötzlich ist der mann, den er beschatten soll, tot. Als Borscht herausfindet, wer die neuen Eigentümer des Zeitungshauses sind, versteht er besser, warum der Vater seiner Klientin nicht mehr am Leben ist. - Borscht ermittelt mit der Zielstrebigkeit, wie sie sonst nur für Fußpilz typisch ist. Am Ende hat er viel über Pressefreiheit gelernt und nebenbei herausgefunden, wer dafür verantwortlich ist, dass die deutsche Wiedervereinigung so erfolgreich über die Bühne gehen konnte. |
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Anmerkung: Nanu, Sie kennen Borscht nicht? Das sollten Sie aber schleunigst ändern. Autor Norbert Klugmann hat nach seinen 2 ruhigen Büchern dem Leser einen Krimi der besonderen Machart anzubieten. In diesem Buch gehört Humor dazu, skurile Einfälle und eine Geißel der Menschheit in Form des Hauptprotagonisten "Borscht". Sein Markenzeichen: der Trenchcoat! Seine Wohnverhältnisse: Sonderbar, im 4. Stock eines Abrisshauses ohne Treppe! Seine Freunde und Bekannte: Außergewöhnlich bis sehr stark gewöhnungsbedürftig. Nachbarn die man sich wünscht! Sein Beruf: Privatdetektiv, und er hat gerade einen neuen Fall übernommen! Leser die sich für dieses Buch entscheiden sollten nicht denken nun einen klassischen Krimi in Händen zu halten sondern viel Humor mitbringen und sich vom Charme des Hauptprotagonisten einfach gefangen nehmen. Am Ende des Buches gehen Autor und Protagonist ein bißchen die Luft aus, denn die Dialoge sind nicht mehr so treffend formuliert. Fazit: Lernen Sie Borscht kennen, vielleicht entdecken Sie sich selbst??? sehr empfehlenswert! zur
Geschichte (07.05.05) **** |
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Schlüsselgewalt (erscheint Aug. 04 - Gmeiner Verlag - 325 S - ISBN 3-89977-615-1 / 9,90 ) Zwei Rätsel, ein Motiv: Felix von Oldenburg, der Sohn eines bekannten Reeders aus Lübeck, wird ermordet in einem Keller gefunden. Der Keller gehört einem stadtbekannten Weinhändler, bei dem zum Zeitpunkt des Verbrechens der Marchese zu Gast ist, Weinkenner, Frauenschwarm und Hochstapler. Am Morgen nach der Tat findet der Marchese eine Weinflasche, in ihr steckt ein alter Schlüssel. Ein Mord und ein Schlüssel wie passt das zusammen? Der zweite Fall für den Marchese: Mit Charme und Scharfsinn nimmt die lebende Legende aus der Welt des Weins das Duell mit der Lübecker Kripo auf. Eine heiße Spur führt in die Geschichte der Hanse zurück. |
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Anmerkung: Der Autor hat wieder seine geheimnisvolle Sprache gewählt um den Leser in seinen Bann zu ziehen. Seine Story ist mysteriös, voller Überraschungen und sehr spannend erzählt. Die Wahrheit liegt weit in der Vergangenheit, der Mord im hier und jetzt. Seine Hauptprotagonisten zeigen die verschiedensten Charaktereigenschaften auf. Von Unschuldslamm, über Verschlagenheit, List bis zum verliebten Trottel. Am besten in Szene gesetzt wurde die Person Beheshta (Freundin von Philipp). Sie taucht in den verschiedensten Rollen auf und verwirrt nicht nur die Leser. Das Ende des Buches zeigt Frieden, einen Neufang für 2 Menschen und viele Trümmer. Fazit: Gelungener Krimi rund um den Wein. zur Geschichte: (19.08.04) **** |
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Rebenblut (erscheint Februar 2004 - Gmeiner Verlag - 230 S - ISBN 3-89977-613-5 / 9,90 Euro) Bezaubernd schöne Landschaften; ein weltgewandter Weinliebhaber, der sogenannte Marchese; der von all dem unbeeindruckte Gelegenheitsdieb Rikki, der schließlich beim Marchese in die Lehre geht; und der grausame Mord am weinseligen Bischof: Alles in allem ein mehr als schwieriger Fall für Kommissarin Kaja. Zumal die Kriminalistin große Mühe hat, sich dem Charme des Marchese und seiner Weine zu entziehen. (24.12.03) |
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Anmerkung: Das Buch handelt vom Wein und dabei geht es um die alten und wertvollen Jahrgänge. Die Geschichte spielt in den Weinregionen, aber auch in Hamburg, Lübeck und Cuxhaven. Dabei bringt die Story Gewinner (der Marchese), Verlierer (Rikki) und Tote hervor (Bischof). An sich eine nette Geschichte, aber der Autor erzählt sehr umständlich, meistens undurchsichtig und oftmals schleppend. Viele Zusammenhänge und Ereignisse werden dem Leser erst Seiten später klar und das macht dieses Buch so schwierig zu lesen. Ich habe mich in dem Buch als Leser nicht wohlgefühlt, aber zu gute halten sollte man dem Autor, dass er eine sehr raffinierte Story geschrieben hat, die sich auf den letzten Seiten auch erklärt. - Nämlich dann, wenn der geneigte Leser nochmals alle Stationen vor seinem geistigen Auge ablaufen lässt. Wahrscheinlich benötigt dieses Buch einen Burgunder und viel Ruhe... Zur Geschichte Rikki muss sich bei seinen alten Kiez-Freunden einfinden, denn denen schuldet er viel Geld. Eigentlich wollte der die mit dem Wein bezahlen, aber nun soll er die besten Lager finden, ausspionieren und dann sollen die Einbrüche kommen. - Rikki wird klar, dass er ohne den Marchese in dieser Branche verloren ist und so fährt er zu ihm. Der Marchese will ihn anlernen. Neue Kleidung, neuer Haarschnitt und die Weinlektionen beginnen. Besonders beeindruckt ist er vom Weinkeller des Bischofs, der ein Freund des Marchese ist. Und kurze Zeit später stirbt dieser Bischof und mit ihm der Vikar und Kempinski. Rikki war am Tatort, denn er ist dort eingebrochen, aber ist er auch ein Mörder? Kommissarin Christa Kaja hält sich an den Marchese. Sie glaubt, er wird sie auf die richtige Spur führen... (29.02.04) *** |
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Hamm-Saga (Kurzkrimi Hamburg) (erschienen Okt. 03 - Hamburger Abendblatt (schwarze Hefte) - 63 S - ISBN 3921305225 / 3,00 ) Ein Toter liegt im Innenhof einer Siedlung in Hamburg-Hamm. Seltsam ungerührt betrachten die meist älteren Bewohner die Leiche. Wegschaffen will sie keiner, niemand ruft die Polizei. Es ist ein recht junger Mensch, der da liegt, und die Alten pflegen ihren ganz eigenen Umgang um den jüngeren Bewohnern. Sie wollen unter sich bleiben, die Jungen brauchen sie nur für besondere Zwecke. |
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Anmerkung: Auf nur 63 S. hat der Autor einen morbiden, skurrilen Kurzkrimi geschrieben. Desto weiter der Leser sich in das Buch vertieft, umso mehr wird ihm bewusst in welchem "ehrenwert Haus" er hier gelandet ist. Der Autor lässt immer wieder Humor aufblitzen und schreibt stellenweise sehr bissig. Fazit: Sehr empfehlenswert! zur
Geschichte: (26.10.04) ***** |
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Der Heilige von Hummelsbüttel (Kurzkrimi
Hamburg) (erschienen Sept. 02 - Hamburger Abendblatt (schwarze Hefte) - 63 S - ISBN 3921305233 / 3,00 ) Als Topper, Streifenpolizist seit 24 Jahren erfährt, dass er unheilbar krank ist, beschließt er, sein Leben zu ändern. Er will sich bei all jenen Menschen entschuldigen, denen er während seiner Polizistenlaufbahn unrecht getan hat. Alles läuft gut an, Topper wird zum Medienstar. Doch die Geister, die er rief, wenden sich gegen ihn... |
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Anmerkung: Der Autor erzählt mit dieser Kurzgeschichte dem Leser ein kleines romantisches Märchen. Ein Polizist, der dem Tod geweiht ist, will am Ende sich bei allen entschuldigen, denen er Unrecht tat. Die einen freuen sich das er kommt, die anderen halten ihn für einen Spinner und die Presse baut die Story entsprechend auf. Somit erhält er den Beinamen "Der Heilige von Hummelsbüttel". Doch statt das nun Frieden eingekehrt, ergeben sich Eheprobleme, die Kollegen reden hinter seinem Rücken und der Polizeipräsident ist alles andere als begeistert von seiner Karriere bei Presse und Fernsehen. Er selbst glaubt am Ende noch jemanden Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Dieses zeigt dem Leser, dass der Autor und sein Protagonist immer mehr den Boden unter den Füßen verlieren. Fazit: ein schlechter Kurzkrimi (26.10.04) * |
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Anthologien:
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© Friedrich Sulzer