Anna Kuschnarowa

Schattensommer (Jugendroman ab 12 J.)
(Febr. 10 - Beltz Verlag - 224 S. - ISBN-13: 978-3407741721 / 8,95 €)

Jannik programmiert ein Netzwerk für die Clique seiner neuen Freundin Nele. Deren fragwürdigen Parolen sind ihm zuerst egal. Denn Jannik fühlt sich anerkannt, er steigt in der Cliquen-Hierarchie auf. Zu spät begreift er jedoch, wie tief er mittlerweile in der rechten Szene steckt. Nach einem Streit mit dem Anführer wird Janniks Leben zur Hölle: Nele wendet sich ab. Sein Hund verschwindet, Daten auf dem PC sind gelöscht, er fühlt sich verfolgt Bald scheint er Realität nicht mehr von Einbildung trennen zu können. Jannik gerät immer tiefer in den Strudel seiner Angst. Wem kann er jetzt noch vertrauen?

  Anmerkung:
Mit solchen Themen führt man junge Menschen zum Lesen. Anna Kuschnarowa schreibt direkt aus dem Leben, denn so kann sich ihre Story abgespielt haben und so können auch Jugendliche verführt werden. Getarnte Wölfe im Schafspelz mit gutgemeinten Angeboten, einer optimalen Freizeitgestaltung und Führungspersonal. Drei Jugendliche erleben einen Sommer, den sie sich so nie gedacht hatten, nie hätten vorstellen können, und dennoch geschieht es. Sie verändern sich, finden die Liebe, neue Freunde und verlieren den Boden unter den Füßen.

Endlich Sommerferien! Den ersten Tag verbringen Micha, Jannik und Aynur auf ihrer Insel. Baden, Grillen und Übernachtung im Schlafsack. Als Jannik mitten in der Nacht wach wird sieht er Micha und Aynur in einem Schlafsack. Er dreht durch, schreit, wütet und verlässt die Freunde. Die nächsten Wochen fühlt sich Jannik einsam. In einem Chat lernt er Mystique kennen und verabredet sich mit ihr zu einem Metalkonzert. Noch am selben abend werden sie ein Paar und Jannik verliert bei Nele seine Unschuld. Nele ist 17, Auszubildende im Kindergarten und hilft im Club "Neue Freiheit". Für Jannik sind das neue Welten, und er zögert in ihre einzutreten. Doch die Liebe zu Nele lässt alle Vorbehalte schwinden. Der Club steht doch nur für positives: Nachhilfe für schwache Schüler, Betreuung, Mittagsmahlzeit und Ausflüge. Jannik fühlt sich wohl im Club, gibt Nachhilfe und kümmert sich um die Homepage. Sein ehemaliger Freund sagt über Nele: Nazi-Trine. Und Nele sagt über Aynur: Kanacken-Hure. Doch das ist nicht Janniks Alltag, er überhört die Warnungen und mildert die Worte der neuen Freunde ab. Dann lernt er Holger Schenk kennen, der ihn überredet über Land zu fahren und die neuen Clubs zu vernetzen. Eine weitere neue Welt für Jannik und mit Begeisterung geht er an die Arbeit. Ein Steit mit Nele führt ihn zur Besinnung, doch jetzt steckt er schon viel zu tief drinnen. Er wird bedroht, verfolgt und muss flüchten... wenn doch jetzt seine alten Freunde noch da wären...

Am erstaunlichsten ist, dass die Autorin keinen Zentimeter zurückzieht und ihr Hauptprotagonist erst auf den letzten Millimetern eine Chance bekommt Farbe zu bekennen. Zu keinem Zeitpunkt bricht sie ab und fährt wieder in ruhige Gewässer. Mit jeder Seite sackt ihr Protagonist tiefer ein, wird mehr und mehr ein Teil des großen Ganzen und verliert den Glauben an sich selbst. Ein beeindruckendes Buch, dass sicher auch etwas als Schullektüre ist, denn Diskussionsstoff enthält der Plot reichlich.

Fazit: tiefgreifender Jugendroman Sehr empfehlenswert!

(08.05.10) *****

   
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© Friedrich Sulzer