Hansjörg Martin

Das Zittern der Tenöre
(erschienen Jan. 06 - Area Verlag - 206 S - USBN 3899968379 / 2,95 €)

Otto Fintzel entdeckt auf seinem Dachboden den alten Koffer seines im Krieg gefallenen Bruders, der dort allerlei Material aus der Nazizeit angesammelt sowie Papiere aus dem Rathausarchiv aufbewahrt hat. Nichtsahnend erzählt er seinen Freunden vom Gesangsverein von seinem Fund. Von der Vergangenheit eingeholt und von Panik ergriffen, beschließen diese, daß der besagte Koffer verschwinden muß...

Dieser vom Publikum gefeierte Tatort wurde als Folge 125 am 31. Mai 1981 ausgestrahlt und gilt bis heute als Klassiker deutscher Kriminalliteratur.

  Anmerkung:
Ein wirklicher Tatortklassiker, der sich wunderbar lesen lässt und in sich vollkommen schlüssig. Die Protagonisten wirken wie aufgescheuchte Hühner und von jedem erfährt der geneigte Leser etwas aus der Vergangenheit. So kompliziert sich auch alles anhört, am Ende ist die Lösung mehr als nur ein Schmunzeln wert. Fazit: Spannungsvoll! Empfehlenswert!

zur Geschichte:
Otto Fintzel wird von seiner Hausdame Frau Vorrath beschimpft. Warum muß der alte Mann das schwere Material selbst zum Dachboden tragen? Kurz darauf verabschiedet sie sich und Otto beschließt bevor er zum Gesangsabend geht noch mit der Dachisolierung auf einer Seite zu beginnen. Dafür muß er einiges wegräumen, zur anderen Seite. Dabei stösst er auf einen alten, schweren Koffer und denkt zurück an die Zeit des Krieges. Was mag da wohl drin sein? - Für den Gesangsabend bereiten sich auch Rainer Bundschuh, Studiendirektor, Walter Hanebutt, Inhaber der Schwanenapotheke und Hermann Kroll jun., Spediteur vor. Alle treffen zusammen im "Deutsches Haus" und alle gehören zu den Tenören des Gesangvereins. In der Pause setzt man sich zusammen und da erzählt Otto Fintzel von seinem Dachbodenfund. So manchen entgleisen die Gesichtszüge. Der Wirt Möhlmann lässt ein Tablett fallen und von den anderen Sängern kommt die Frage: "Was war denn drin im Koffer". Doch nachdem Otto Fintzel alle enttäuschen muss, ist für die meisten das Thema erledigt. An diesem Abend wird es spät und Wirt Möhlmann hat die Spendierhosen an. Zum Schluß sind nur noch Fintzel, Hanebutt und Knobloch dabei. Die Vier wanken zum Haus von Fintzel, der total besoffen ist. Nur wenig später erreicht ein anonymer Anruf die Polizei. Im Haus von Otto Fintzel liegt ein Verletzter... Kommissar Greve schaltet sich ein und seine erste Frage lautet: Unfall oder Mord? Die Leichen im Keller fangen bei den Sangesbrüdern an zu stinken... und jeder läuft Gefahr für die Vergangenheit abgestraft zu werden...

(20.10.06) ****

   
   
Die Sache im Supermarkt (ab 11 J.)
(erschienen März 04 - rororo rotfuchs Verlag - 94 S - ISBN 3499201445 / 4,90 €)

Zwei fünfzehnjährige Jungen stehen vor dem Jugendgericht. Sie sind angeklagt, in einen Supermarkt eingestiegen zu sein. Die Jungen bestreiten den Einbruch nicht. Aber was hat sie dazu getrieben? Darüber schweigen sie sich hartnäckig aus. Durch einen Zufall geraten Holger und Henriette, die Kinder des Richters, an die Akten ihres Vaters. Sie stellen auf eigene Faust Nachforschungen an und stoßen dabei auf merkwürdige Zusammenhänge...

  Anmerkung:
Der Autor hat eine kompakte Story erzählt, die für den Leser nachvollziehbar und verständlich ist. Er hat die Anzahl der Protagonisten überschaubar gehalten und sie teilweise gut in Szene gesetzt. Ein bißchen fehlt es dem Krimi an der Realität. Dürfen Gerichtsakten wirklich so einfach die Amtszimmer verlassen? Kommen Kinder zu Hause so leicht daran und können Fälle nachlesen? Und dann hilft noch viel Kommissar Zufall in dieser Geschichte. Auch wenn der Autor vieles sehr realistisch darstellt, sogar mit entsprechenden Formularen (Strafanzeige, Urteil) fehlt es an Spannung.
Fazit: nette Story

zur Geschichte:
Michael Schuch und Mathias Lindner stehen vor dem Jugendschöffengericht. Richter Riemann führt den Vorsitz, begleitet von den Schöffen Herrn Philipp und Frau Böhnert. Die Anklage führt der Staatsanwalt und einer der Angeklagten hat einen Rechtsanwalt, Dr. Rahn. Schon nach kurzer Zeit wird die Verhandlung vertagt, denn den Schöffen gefällt es nicht, dass nur ein Angeklagter einen Rechtsbeistand hat. Außerdem ist nach wie vor das Motiv für dieses Verbrechen im Dunkeln. Einbruch in einen Supermarkt. - Richter Riemann nimmt diese Akte übers Wochenende mit nach hause. Mit seiner Frau und den Kindern Holger und Henriette spricht er über den Fall. Erkundigt sich, wo das Motiv liegen könnte. Als der Vater beim Nachbarn weilt, lesen die beiden Jugendlichen die komplette Akte und erfahren so auch die Namen der Angeklagten. Die Täter sind ihnen bekannt, doch können sie sich nicht vorstellen, warum sie diesen Diebstahl begangen haben. Holger und Henriette ermitteln auf eigene Faust. Eine erste Spur führt zur Gartenlaube der Familie Lindner... eine weitere zum Lehrmädchen Ilse...

(05.08.05) ***

   
   

 

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© Friedrich Sulzer