Regina Rusch

1945 in Hamburg geboren, lebt mit ihrer Familie in Frankfurt am Main, wo sie einen Literaturpreis einrichtete,
in dem ausschließlich Kinder die Jury bilden, die "Kalbacher Klapperschlange". Sie arbeitet als Kinderbuchautorin,
manchmal als Journalistin und besonders gern als Leiterin gruseliger Schmökernächte und Schreibwerkstätten.

Die paar Kröten (ab 10 J.)
(erschienen Sept. 05 - Omnibus Verlag - 189 S - ISBN 357021463X - 6,90 €)

"Die paar Kröten!", sagt Anna verächtlich und meint die fünf Euro für einen neuen Tuschkasten. Aber für Vivi ist das unerschwinglich. Seit ihr Vater arbeitslos ist, muss sie jeden Cent dreimal umdrehen. Überhaupt: Anna ht keine Ahnung, wenn sie behauptet, Arbeitslose seien Faulpelze und Drückeberger. Aber Vivi lässt sich nicht unterkriegen. Sie ist ganz sicher: Irgendwann kommt es - das große Glück! Und eines Tages trifft sie die alte Frau Vierzehn, die ihr ein Geheimnis verrät...

  Anmerkung:
Die Autorin beschäftigt sich mit einem Thema, dass heute viele Kinder und Jugendliche betrifft. In einer spannenden Geschichte erzählt die Autorin das neue Leben der Familie von Vivi. Die Arbeitslosigkeit hat das Leben der Eltern und Kinder verändert. Der soziale Abstieg ist für eine 11jährige nur schwer nachvollziehbar. Sie verliert ihre beste Freundin, ihr Wohngebiet und findet sich auf der Schattenseite des Lebens wieder. Aber sie lernt auch. Sie lernt mit dem neuen Leben umzugehen, sich dem Jetzt und Hier zu stellen und sich nicht zu verstecken. Eine neue Freundschaft beginnt und damit auch die Möglichkeit immer mal wieder dem grauen, tristen Alltag in einer Hochhausburg und den Streitigkeiten in der Familie zu entfliehen. Hierbei hilft ihr auch das Kinderhaus, in dem Kinder ohne finanzielle Möglichkeiten Filme schauen können, Bastelnachmittag erleben und sich in eine Prinzessin verwandeln können. Dieses Kinderhaus versucht auf dem Abstiegsweg wieder Normalität in das Leben zu bringen. Am Ende des Buches hat der Kinderschutzbund zur Armut in Deutschland geschrieben.
Fazit: Ein sehr lehrreiches Buch, dass auch seinen Weg an die Schulen finden sollte, denn dieses Thema ist wichtig. Sehr empfehlenswert!

zur Geschichte:
Vivi liegt im Swimmingpool der Familienvilla. Es läutet, doch dafür ist die Hausangestellte Marie zuständig. Es läutet weiter und Vivi kehrt in die Realität zurück. Sie liegt in der Badewanne ihrer kleinen Familienwohnung im Hochhaus und es läutet an der Tür. Missmutig steigt sie aus der Wanne und öffnet. Ihr Bruder Nico steht vor der Tür. Er wundert sich, dass seine Schwester daheim ist, doch auch er weiß wie mager die Zeiten sind. Heute war Schulausflug in den Hessenpark und die Fahrt sollte 7 Euro kosten. Für die Familie nicht machbar, so hat die Mutter angerufen und Vivi krank gemeldet. Um sie zu trösten gibt ihr Nico etwas von seinen Süßigkeiten, die er von Marlene bekommen hat. Vivi ist baff. Schon lange hatte sie keinen Schokoriegel mehr und Nicos Taschen sind gut gefüllt. Der Vater befindet sich auf dem Arbeitsamt und die Mutter im Kaufhaus. Seit fast 2 Jahren ist der Vater arbeitslos und es ging immer weiter bergab. Die Familie musste die Wohnung wechseln, die Streitigkeiten in der Familie nahmen zu und das Geld reicht fast nie. Der Vater zieht sich immer mehr zurück. Nach vielen Bewerbungen und Gesprächen hat er die Hoffnung aufgegeben, nochmals als Automechaniker mit Meisterprüfung eine Arbeit zu finden. Vivi zieht sich oft in ihre eigene Traumwelt zurück. In der Schule redet sie nie über ihre Situation, spürt aber, dass es zu ihrer Freundin Anna eine immer größere Distanz gibt. Die spricht über teure Markenklamotten und Handys. Dinge die für Vivi ein Traum sind. Ihre Sandalen haben eine Klappsohle und für Eisessen hat sie schon lange kein Geld mehr. Aber Sprüche darf sie sich anhören: Wer Arbeit finden will, der findet auch. Ihr lebt doch jetzt alle auf unsere Kosten. Jedesmal ist Vivi geschockt, wenn Anna solche Dinge sagt. - Der Kühlschrank ist leer, in der Kasse nur noch wenig Geld. Die Kinder machen sich Pellkartoffeln. Auf den Nachmittag freut sich Vivi. Sie geht ins Kinderhaus, denn dortläuft ein Piratenfilm. Auch Emine, eine Klassenkameradin möchte den Film sehen und Vivi spürt, das sie nicht die einzige in der Klasse ist, die kein Geld hat. Doch der Film wird abgesagt und Vivi schlendet nach Hause. Auf einer Bank legt sie eine Pause ein und lernt dort Frau Vierzehn und ihre Katze Fifi kennen. Ihr erzählt Vivi von ihren Problemen, dem Umzug und den Verlust ihrer Freundin Anna. Frau Vierzehn weiß zu trösten und glaubt, Vivi sei eine Prinzessin. - Als sie nach Hause kommt ist ihr Vater gut gelaunt. Selten in diesen Tagen. Er hat einen Aushilfsjob gemacht und Bargeld mitgebracht. Vivi geht einkaufen für das Abendessen. Doch dann kommt alles anders. Die Mutter wird ihre Arbeit verlieren und das Ehepaar streitet sich wieder heftig... Vivi möchte sich nur noch die Ohren zuhalten, wünscht sich fort... und mit Nico, ihrem Bruder ist das alles in Ordnung??? - Der nächste Tag beginnt zu spät für Vivi und sie hetzt in die Schule. Der Kunstlehrer möchte einen teuren Tuschkasten für die nächste Stunde... doch für Vivi, Emine und Andreas unerschwinglich. Anna meint: Die paar Kröten???

(01.10.05) *****

   
   
Die Schatten vom Galgenberg (Kinderkrimi ab 12. J.)
(erschienen Jan. 99 - Arena Verlag - 198 S - ISBN 340104947X)

Plötzlich waren sie einfach da. Merkwürdige Schatten, die zu niemandem gehören. Oder doch? Leon erfährt, dass auf einem Hügel außerhalb der Stadt früher einmal ein Galgen stand. Verbrecher aus der ganzen Gegend wurden dort hingerichtet. Und es heißt, dass ihre Geister keine Ruhe finden und so lange umherirren, bis sie in den Schatten eines Lebenden schlüpfen können. Erst dann können sie sterben. Und mit ihnen der Mensch, zu dem der Schatten gehört. Leon und seine Freundin Laura sind den Schatten dicht auf der Spur. Aber wird es ihnen gelingen, die Schattengeister zu besiegen?

  Anmerkung:
Die Autorin erzählt den jüngeren Lesern eine spannende Gruselgeschichte, die mit Gänsehaut beginnt und mit Herzklopfen endet. Nur ein paar Protagonisten werden von den unheimlichen Schatten heimgesucht, denn die Schatten gehen nur zu Menschen die traurig sind und einen großen Kummer haben. Die Autorin baut sehr viel Spannung und Dramatik in ihrer Story auf, dennoch ist sie gut verständlich und leicht nachvollziehbar.
Fazit: schöne Gruselgeschichte

zur Geschichte:
Leon Finther ist sehr traurig. Seine Freundin Laura und ihre Familie müssen ihr Zuhause verlassen, da sie nach der langen Arbeitslosigkeit von Lothar die Miete nicht mehr bezahlen können. Jetzt hat er einen weiten Weg um seine Freundin zu sehen. Seine Mutter hat kein Verständnis für seinen Zustand. Kurze Zeit später fährt der alte Schwertfeger mit seinem Auto in das Auto der Familie Otto. Ein Schatten lief vom Ellberg-Haus auf die Strasse und hat den alten Mann irritiert. Er sagt noch etwas von Schatten des Todes und wird ohnmächtig. Am Abend hält Leon die Ungewissheit nicht aus und schleicht auf das andere Grundstück um mit dem Schlüssel aus dem Geheimfach ins Haus zu kommen. Er hat keine Ahnung wonach er sucht. Plötzlich sitzt er im Keller des Hauses fest und auf der Terrasse sieht er 7 Schatten, die immer bedrohlich näher kommen. Ein Auto, das Auto seines Vaters. Er ruft und wird befreit. - Am nächsten Tag trifft er sich mit Laura im Einkaufszentrum und erzählt ihr von den Ereignissen. Sie schaut sehr skeptisch und die nächste Verabredung findet in Lauras neuer Wohnung statt. Die Rückfahrt muss Leon bei Dunkelheit antreten. Eine Stimme macht ihm Angst, doch dann erkennt er seinen Vater. Er hat mit einem Draht gekämpft und sich verletzt. Dieser zog sich von selbst immer wieder zusammen. Ein neues Geheimnis? - Die neue Wohnung der Ellbergs ist beengt. Vater Lothar sitzt nur noch vor dem Fernseher. Laura muss sich ein Zimmer mit der kleinen Lena teilen. Nach den neuesten Erkenntnissen glaubt nun auch Laura an ein Geheimnis... Ein weiteres Rätsel ergibt sich aus der Geschichte, die eine Frau im Restaurant erzählt. Jahrhundertelang war der Riedberg der Richtacker, neben dem Bonifatiousbrunnen. Die Toten geistern umher in der Dunkelheit und versuchen Macht über die Lebenden zu bekommen... Leon fährt mit dem Fahrrad zurück. Über den Galgenberg... und plötzlich hat er viele Schatten um sich... kämpft um sein Leben...

(01.02.05) *****

   
   

 

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© Friedrich Sulzer