Anja Tuckermann

 

Mano - Der Junge der nicht wusste, wo er war (Jugendbuch ab 14 J.)
(Sept. 08 - Hanser Verlag - 300 S - ISBN 978-3446230996 / 17,90 €)

Er sitzt am Straßenrand, abgerissen, krank und verstört durch seine Erlebnisse im KZ. So finden ihn befreite französische Kriegsgefangene auf dem Weg nach Hause und nehmen ihn mit. Aber in Frankreich darf niemand merken, dass er Deutscher ist. Dort hassen sie die Deutschen, schärfen sie ihm ein. Er darf kein Deutsch sprechen und muss auf der Hut sein, auch im Kinderheim. Zum Glück nimmt ihn eine Pflegefamilie auf, die ihm hilft, sich in seinem neuen Leben zurechtzufinden: Er lernt Französisch, geht zur Schule, findet Freunde - aber immer noch ist da die Angst. Seinen richtigen Namen sagt er niemandem. Unter dem aber suchen ihn inzwischen seine Eltern ... Die wahre Geschichte eines Sinti-Jungen in den Wirren der Nachkriegszeit.

  Anmerkung:
Autorin Anja Tuckermann erzählt das Leben des Jungen Mano von seiner Flucht bis zurück in die Arme seiner Eltern in dramtischen Worten, hinter denen das Grauen steckt. Unvorstellbar was dieser Junge erlebt und gesehen hat. An manchen Stellen muss man das Buch aus der Hand legen um selbst seiner Vorstellungskraft zu entfliehen. Das Buch ist sehr verständlich geschrieben, die gesamte Geschichte - die auf Tatsachen beruht - lässt sich nachvollziehen. Ca. 20 Monate im Leben des Mano werden dem Leser vermittelt. Offen bleibt die Frage: Warum haben sich so viele Familien um den Jungen gekümmert. Warum musste er nochmals fort aus Paris nach Le Harvre. Die behördlichen Stellen für Flüchtlinge waren alle in Paris und sicher auch gute Schulen.
Fazit: Ausgezeichnet! Allein die Dokumente und Bilder sind sehenswert. Sicher auch ein Buch für Schulklassen, die sich im Geschichtsunterricht mit dem Thema befassen.

zur Geschichte:
Kriegsende: Die letzten Schergen von Hitler begeben sich mit den Menschen aus dem KZ auf den Todesmarsch. Durch Schnee und Eis, oftmals barfuß geht es durch Feld, Wald und Wiesen. Wer zurückbleibt wird erschossen. Doch dann sind die Bewacher fort und die Menschen fliehen. Auch Mano und seine Cousins können fliehen und machen sich auf den Weg nach München. Doch sie verlieren einander, denn Mano kann vor Schwäche nicht mehr laufen. In einen Fuhrwerk, auf dem Franzosen sitzen, kann er mitfahren, und landet somit in Paris. Er spricht kein Wort französich, doch man hat ihm eingebläut nicht Deutsch zu sprechen, denn die Menschen in Frankreich hassen die Deutschen. Ganz so, wie der Vater ihm immer wieder gesagt hat, er sei Deutscher. Mano ist verwirrt. Doch dank der Hilfe von Madame Fouquet bekommt Mano ein vorläufiges Zuhause. Und Madame tut noch mehr für ihn, denn sie ist für eine Organisation verantwortlich, die sich um Flüchtlinge kümmert. Um die Sprache zu erlernen muss er seine Familie bald wieder verlassen und kommt in ein Ferienheim. Dort sucht Mano die Einsamkeit, er spricht mit den Tieren. Doch auch dort wissen die Betreuer wie hart das Schicksal des Jungen ist. Was er gesehen hat in Kindesalter, wird ihn ein Leben lang nicht mehr loslassen. Behutsam muss man vorgehen. Das sind Nächte voller Angst, dunkle Gänge, dunkle Räume und auch die Ess- und Tischmanieren haben nach dem langen Lageraufenthalt sehr gelitten. Oftmals verkriecht sich Mano unter dem Bett um zu Schlafen. Er denkt an seine Familie, hat aber Angst das die Menschen ihn bestrafen werden, wenn er sagt, ich kommt aus Deutschland, aus München. Diese Angst ist unendlich groß, denn wenn keiner mehr lebt, wo sollte er dann hin? Er bleibt in der Obhut von lieben Menschen die sich um ihn kümmern und auch für einen Schulbesuch sorgen. Von Paris aus geht es nach Le Harve, zu einer neuen Gastfamilie. Mano ist hin- und hergerissen, denkt an die Menschen in Paris und weiß nicht warum sie ihn weggegen haben. Noch immer kein richtiges Zuhause. Doch darum wird sich hinter den Kulissen gekümmert und auch in Deutschland suchen bereits seine Eltern nach ihm...

(21.11.08) *****

   
   
Muscha - Ein Sinti-Kind im Dritten Reich (ab 10 J.)
(Juli 05 - Ravensburger Verlag - 205 S - ISBN 978-3473522835 / 5,95 €)

Muscha ist anders und das lassen ihn immer mehr Menschen spüren. Er selbst kann sich den Grund dafür nicht erklären. Nur seine "arischen" Eltern wissen, dass es für den Sinti-Jungen im nationalsozialistischen Deutschland keinen Platz mehr gibt. Muscha braucht ein sicheres Versteck.

  Anmerkung:
Die Autorin Anja Tuckermann hat eine spannende Geschichte geschrieben, wobei der Leser am Ende des Buches erfährt, das dies nur die halbe Wahrheit ist, denn ein bißchen Dichtung gehört dazu. Spannungsvoll, gut erzählt und voller Grausamkeiten verfolgt der Leser die Szenerie. Diese wechselt ständig und führt den Leser tief in das Hitler-Regime. Macht, Deutsch, Rasse und Juden sind in diesen Tagen die Schlagworte und dazwischen ein Junge, der anders ist. Von der Farbe, von den Haaren, einem dem man übel mitspielen kann, der immer der Sündenbock ist. An einigen Stellen ist das Buch zu grausam, so dass die Altersfreigabe 10 Jahre fraglich ist. Eltern sollten gemeinsam dieses Buch mit ihren Kindern lesen und Fragen zulassen.
Fazit: Interessanter Plot aus einer dunkeln Vergangenheit Deutschlands. Empfehlenswert!

zur Geschichte:
1938: Josef Heinrichs fährt mit seiner Mutter nach Berlin um Hitler zu sehen. Dieses Ereignis findet kurz vor seiner Einschulung statt, denn die Mutter möchte nicht, dass er der einzige in der Klasse ist, der ihn noch nicht gesehen hat. Josef ist anders. Seine Haut ist dunkler, seine Haare schwarz und voller Locken. Dieses Jahr bringt für ihn die Erfahrung, dass seine Eltern sich ständig um ihn sorgen, dass die Schüler gemein zu ihm sind und die Lehrerin über minderwertige Rassen spricht. Im Jahr 1939 wird Morgenappell in der Schule durchgeführt, sowie Übungen mit der Gasmaske. Der Krieg in Polen beginnt. Bereits 1940 fallen die ersten Väter. In der Schule werden jetzt die Frontlinien abgefragt des Großdeutschen Reiches und Josef wird mit seiner Mutter auf ein Amt bestellt und dort untersucht. 1941 kommt Lehrer Wilde in die Klasse und damit beginnt auch für Josef ein Matyrium bis zum Kriegsende... nicht immer können seine Eltern ihn schützen.

(08.05.07) ****

   
   
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© Friedrich Sulzer