Drago Jancar

Nordlicht (Roman)
(Sept. 11 - Folio Verlag - 261 S. - ISBN-13: 978-3852565767 / 22,90 €)

Am 1. Januar 1938 führt eine Dienstreise Josef Erdmann in seine Geburtsstadt Maribor, das ehemalige Marburg a. d. Drau. Das vergebliche Warten auf einen Geschäftspartner wird für ihn zu einer Suche nach Orten seiner Kindheit sowie zu einer Verkettung schicksalhafter Begegnungen. Er bekommt Zutritt zum großbürgerlichen Milieu der Stadt, geht mit der verheirateten Margerita eine Liebesbeziehung ein und wird schließlich Stammgast einer verruchten Kneipe. Immer stärker vom Rand der Gesellschaft angezogen, nimmt sein moralischer und sozialer Verfall vor dem Hintergrund des deutsch-slowenischen Konflikts am Vorabend des Zweiten Weltkrieges seinen Lauf. Unheilschwangeres Sinnbild der heraufziehenden Katastrophe ist das ungewöhnliche, unerklärliche Nordlicht über der Stadt, das jede Bewegung, jede Tätigkeit stillstehen lässt. Die tagebuchartigen Berichte des Protagonisten, die von einem Chronisten zusätzlich in die historischen Zusammenhänge gebettet werden, kommentiert Jan ar als allwissender Autor schließlich auf einer dritten Ebene und malt damit ein atmosphärisch dichtes Bild des individuellen und gesellschaftlichen Niedergangs Sloweniens.

  Anmerkung:
Autor Drago Jancar hat einen Roman geschrieben, der den Leser kurz vor Ausbruch des Krieges in die Stadt Maribor führt. Der Hauptprotagonist (Josef Erdmann) spürt das die Welt sich verändert. An einem 1. Januar kommt er mit dem Zug an. Es führen ihn Geschäfte dort hin, aber auch die Suche nach einem Stück Vergangenheit. Sehr sozialkritisch erzählt der Autor die Anfänge in seiner Geburtsstadt, die vom schnellen Aufstieg in die besseren Kreise bis hin zum Abstieg in Alkohol führen. Irgendwann hat der Protagonist vergessen den Zug wieder zu besteigen und er hängt fest in einem Zeitloch. Mit den Ausführungen, wie so mancher Nebenprotagonist den Zweiten Weltkrieg übersteht und dem großen Nordlicht hat Drago Jancar einen sehr außergewöhnlichen Roman geschrieben. Lesetipp!

(01.03.12) ****+

   
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© Friedrich Sulzer